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Ein weitaus ansteckenderes Virus

Um zu verfolgen, wie schnell sich eine Infektionskrankheit wie COVID-19 verbreitet, verwenden Epidemiologen die sogenannte Basisreproduktionszahl (R0) (ausgesprochen „R null“). R0 gibt die durchschnittliche Anzahl anfälliger Personen an, die jeder Infizierte voraussichtlich ansteckt. Bei Pandemien in der Antike ist der R0-Wert schwer zu bestimmen. Bei der Grippepandemie von 1918 geht man jedoch davon aus, dass ein Infizierter die Krankheit durchschnittlich an zwei bis drei Personen weitergegeben hat, was einem R0-Wert zwischen 2,0 und 3,0 entspricht. Die erste SARS-Coronavirus-Epidemie von 2002 hatte einen R0-Wert von drei; bei der zweiten Coronavirus-Epidemie – dem 2012 erstmals identifizierten Middle East Respiratory Syndrome (MERS) – lag der R0-Wert zwischen 0,69 und 1,3.

Die CDC schätzt, dass mit Delta infizierte Personen das Virus an fünf bis 9,5 Personen weitergeben. Dies ist höher als beim ursprünglichen Virus, das in Wuhan, China, identifiziert wurde und einen R0-Wert zwischen 2,3 und 2,7 aufwies, und bei der Alpha-Variante mit einem R0-Wert zwischen vier und fünf. Delta kann so ansteckend sein wie Windpocken, deren R0-Wert zwischen 9 und 10 liegt.

Ist R0 größer als eins, steigt die Zahl der Infizierten exponentiell an, bis alle anfälligen Personen entweder gestorben oder genesen sind und eine Herdenimmunität erreicht ist. Liegt R0 unter eins, wird der Ausbruch wahrscheinlich von selbst abklingen.

Beim ursprünglichen SARS-CoV-2 konnte Herdenimmunität erreicht werden, wenn etwa 67 Prozent der Bevölkerung immun waren – entweder durch natürliche Infektion oder Impfung. „Bei Delta schätzen wir, dass diese Schwellenwerte deutlich über 80 Prozent liegen, vielleicht sogar bei fast 90 Prozent“, sagte Ricardo Franco, Assistenzprofessor für Medizin an der University of Alabama in Birmingham, auf einer Pressekonferenz der Infectious Diseases Society of America.