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Ein Leser aus Florida, offenbar von einem persönlichen Erlebnis gezeichnet, beschwert sich: „Wenn ich Ware im Wert von fünf Cent stehle, bin ich ein Dieb und werde bestraft; aber wenn ich die Liebe einer anderen Frau stehle, bin ich frei.“ Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass Liebe wie Ware „gestohlen“ werden kann. Zahlreiche Bundesstaaten haben sogar Gesetze erlassen, die Schadensersatz bei „Entfremdung von Zuneigung“ ermöglichen. Doch Liebe ist keine Ware; sie kann weder gekauft, verkauft, gehandelt noch gestohlen werden. Sie ist ein Willensakt, eine emotionale Wende, eine Veränderung der Persönlichkeit. Wenn ein Mann oder eine Frau von einem anderen „gestohlen“ wird, war dieser Mann oder diese Frau bereits reif für den Diebstahl und einem neuen Partner gegenüber aufgeschlossen. Der „Liebesbandit“ nahm nur, was darauf wartete, genommen zu werden, was genommen werden wollte. Wir neigen dazu, Menschen wie Ware zu behandeln. Wir sprechen sogar davon, dass Kinder ihren Eltern „gehören“. Aber niemand „gehört“ jemand anderem. Jeder Mensch gehört sich selbst und Gott. Kinder sind ihren Eltern anvertraut, und wenn diese sie nicht gut behandeln, hat der Staat das Recht, sie aus der Obhut ihrer Eltern zu entfernen. Die meisten von uns haben in jungen Jahren die Erfahrung gemacht, dass uns jemand Attraktiveres und Anziehenderes die Liebe wegnahm. Damals haben wir uns vielleicht über diesen Eindringling geärgert, aber mit zunehmendem Alter erkannten wir, dass die Liebe nie uns gehört hatte. Nicht der Eindringling war der Grund für den Bruch, sondern das Fehlen einer echten Beziehung. Oberflächlich betrachtet scheinen viele Ehen an einer „dritten Person“ zu zerbrechen. Dies ist jedoch eine psychologische Illusion. Die andere Frau oder der andere Mann dient lediglich als Vorwand, eine Ehe aufzulösen, die bereits ihre wesentliche Integrität verloren hat. Nichts ist sinnloser und selbstzerstörerischer als die Bitterkeit verschmähter Liebe, das rachsüchtige Gefühl, dass sich jemand anderes zwischen uns und die geliebte Person gestellt hat. Dies ist stets eine Verzerrung der Realität, denn Menschen sind nicht Gefangene oder Opfer anderer, sondern freie Wesen, die ihr Schicksal im Guten wie im Schlechten selbst bestimmen. Doch der zurückgewiesene Partner kann es sich nicht leisten zu glauben, dass sich seine Geliebte freiwillig von ihm abgewandt hat, und so schreibt er dem Eindringling finstere oder magische Eigenschaften zu. Er nennt ihn einen Hypnotiseur, einen Dieb oder einen Zerstörer. In den allermeisten Fällen jedoch, wenn ein Zuhause zerstört wird, hat der Zerfall schon lange begonnen, bevor ein „Dritter“ auf der Bildfläche erscheint.